“Ohh, was für süße Knickohren!”, werden viele jetzt wahrscheinlich denken. Kein Wunder, passt die Schottische Faltohrkatze (Scottish Fold) mit ihren Knickohren, den großen Kulleraugen und ihrem rundlichen Gesicht doch haargenenau in das altbekannte “Kindchenschema”, das bei den meisten Menschen laut Verhaltensforschung automatisch eine gewisse Verzückung hervorruft. Auch auf Social Media gibt es zurzeit einen regelrechten Hype: Taylor Swift, Claudia Schiffer und Ed Sheeran sind nur einige prominente Beispiele, die sich und damit ihre Fellnasen auf Instagram vermarkten, um noch mehr Likes und Follower zu generieren. Doch nicht nur das: Mittlerweile gibt es sogar unter den Katzen selbst einige “Internetstars” mit eigenem Insta-Account und mehreren Hunderttausend Abonnent*innen. So ist es also auch nicht verwunderlich, dass die Rasse mit den Knickohren zurzeit schwer angesagt ist - zum einen natürlich, weil sie niedlich aussieht, zum anderen, weil sie außergewöhnlich ist und sie (zum Glück) nicht jeder hat. Und wie überall, gilt auch hier: Wo es eine Nachfrage gibt, da wird auch ein Angebot geschaffen - der Handel mit Scottish Folds boomt.
Doch bei aller Begeisterung über die geknickten Ohren wird leider oftmals vergessen, dass die für die Tiere dauerhaft große Schmerzen bedeuten können. Hinter den fehlgebildeten Ohren steckt eine schwere, nicht-heilbare Erbkrankheit, die das Knochen- und Knorpelgewebe verändert. Das kann bei den Katzen zu gesundheitlichen Problemen führen: Sie neigen zu Ohrenentzündungen und haben darüber hinaus Schwierigkeiten, sich mit anderen Katzen zu verständigen. Verhaltensauffälligkeiten sind da keine Seltenheit. Eine weitere Folge sind oft auch erhebliche Bewegungseinschränkungen. In Deutschland wird die Zucht dieser Katzen daher als Qualzucht angesehen und ist verboten.
Doch solange der Mensch so viel Wert auf Äußerlichkeiten legt und Schönheitsidealen nacheifert - egal, ob es dabei um aufgespritzte Lippen oder eben auch um geknickte Ohren bei Katzen oder möglichst flache Schnauzen bei Hunden geht, wird er auch weiterhin Tiere nach seinen optischen Idealvorstellungen “designen”… das wird sich wohl leider nicht verhindern lassen. Wirklich schade ist nur, dass Promis und selbsternannte Influencer ihre Bekanntheit und ihren Einfluss nicht lieber dazu nutzen, um Aufklärung zu betreiben, statt durch ihre unzähligen Posts die Qualzucht noch zu befeuern, indem sie Menschen dazu animieren, sich ebenfalls solche Tiere anzuschaffen. Doch leider haben die Zucht- und Rassestandards im Laufe der Jahre immer extremere Formen angenommen. Die Leidtragenden sind die Tiere, umdenken muss der Mensch!