Mit dem Esel durch die kargen Hügel Kretas reiten, auf dem Elefanten durch beeindruckende Tempelanlagen in Thailand schaukeln, Delfine und Orcas bei spektakulären Kunststücken in Freizeitparks bestaunen – all das klingt nach exotischem Abenteuer, nach unvergesslichen Urlaubsmomenten, die wir stolz fotografieren und sofort auf sämtlichen Social Media Accounts teilen.
Doch was bleibt, wenn wir genauer hinsehen?
Für viele Tiere bedeutet unser kurzer Spaß ein Leben voller Entbehrungen. Esel, die Tag für Tag schwere Touristen auf steilen Pfaden tragen, oft ohne ausreichend Schatten, Wasser oder tierärztliche Versorgung. Ihre Sättel reiben Wunden in die Haut, Hufe werden selten gepflegt und Pausen gibt es kaum.
Elefanten, die sonst so majestätischen Dickhäuter, werden zu Touristenattraktionen degradiert. Um sie reitbar zu machen, beginnt ihr Leid schon als Kalb – durch brutale Dressurmethoden werden sie gebrochen, ihre natürlichen Verhaltensweisen unterdrückt. In Meeresparks leben Delfine und Orcas in winzigen Becken, tausende Kilometer entfernt von ihrem natürlichen Lebensraum. Sie springen durch Reifen, "lächeln" für das Publikum – doch dahinter stehen oft Isolation, Verhaltensstörungen und verkürzte Lebensspannen. Fiaker in Wien kutschieren täglich stundenlang Touristen durch die Stadt – bei glühender Hitze oder eisiger Kälte, oft auf hartem Asphalt, unter hohem Stress für die Pferde.
Und dann sind da noch die allseits beliebten Urlaubsfotos mit exotischen Wildtieren: Ein Selfie mit einem betäubten Tiger in Asien, ein Foto mit einem Kapuzineräffchen auf der Schulter in Bali oder irgendwo in den Tropen mit einem Papagei, dem zuvor mit großer Wahrscheinlichkeit die Flügel gestutzt wurden. Viele dieser Tiere werden mit Medikamenten oder an Ketten gefügig macht, falsch ernährt oder illegal gehandelt.
Sie landen in unseren Feeds, sammeln Likes – und überdecken dabei die Realität dahinter: Wildtiere sind keine Requisiten. Nicht für ein Bild, nicht für flüchtige Urlaubserinnerungen. Was für uns nur ein Programmpunkt im Urlaub ist, ist für die Tiere der Alltag. Ein Alltag, der keine Erholung kennt. Er bedeutet ein Leben voller Leid, Ausbeutung und Entfremdung von ihrer natürlichen Umgebung.
Dabei liegt die Verantwortung auch bei uns – den Reisenden. Denn mit jedem gekauften Ticket von einem vermeintlich harmlosen Erlebnis, jedem Selfie mit einem Exoten, jeder gebuchten Tour unterstützen wir Systeme, die Tiere zur Ware machen. Und oft geschieht das nicht aus böser Absicht, sondern aus reiner Unwissenheit oder weil man sich schlicht und einfach keine Gedanken darüber macht.
Die gute Nachricht: Es gibt Alternativen. So können beispielsweise echte Begegnungen und respektvolle Beobachtungen von Tieren in ihrem natürlichen Lebensraum den Urlaub bereichern – ohne Leid zu verursachen. Statt in Touristenfallen zu tappen, können wir lokale, geprüfte Tierschutzprojekte unterstützen. Wanderungen in der Natur und Tierbeobachtungen in freier Wildbahn auf Abstand statt gestellter Selfies mit Wildtieren und fragwürdiger Shows.
Tierschutz kennt keine Ferien. Er reist mit – in unseren Entscheidungen, unserer Haltung, unserer Achtsamkeit. Ein schöner Urlaub muss keine Spuren auf dem Rücken eines Tieres hinterlassen. Er kann ebenso unvergesslich sein, wenn er Rücksicht nimmt – auf die Natur und Lebewesen aller Art. Ohne das schlechte Gewissen im Gepäck.
Denn Verantwortung reist mit. Jeden Tag. An jedem Ort der Welt.