Als Tierheim möchten wir unseren Schützlingen nicht nur irgendein Zuhause geben, sondern das bestmögliche – einen Platz, an dem sie geliebt und umsorgt werden. Oft stehen wir jedoch vor der Frage: Kann ein älterer Mensch die Verantwortung für ein Tier übernehmen? Was passiert, wenn sich die Lebenssituation ändert? Wie sieht es gesundheitlich aus? Die Sorge, dass ein Haustier seinen Menschen überleben oder körperlich zu anstrengend werden könnte, ist durchaus berechtigt – doch sie sollte nicht dazu führen, dass ältere Menschen pauschal von der Adoption ausgeschlossen werden. Vielmehr geht es darum, genau hinzuschauen und gemeinsam eine gute Lösung zu finden.
Denn gerade ältere Menschen haben viel zu bieten, und für viele Tierheimbewohner ist ein ruhiges, liebevolles Zuhause genau das Richtige. Und ja, natürlich können sich die Lebensumstände ganz plötzlich ändern - aber können sie das nicht bei jüngeren Menschen auch ?
Worauf wir bei der Vermittlung achten
Damit eine Adoption für Mensch und Tier langfristig glücklich verläuft, stellen wir im Vorfeld einige wichtige Fragen, um die Situation mit dem Interessenten besser einschätzen zu können:
- Passt das Tier zur Lebenssituation?
Welpen oder junge, energiegeladene Hunde, die mehrere Stunden Bewegung brauchen, sind eher nicht ideal – aber ein ruhiger, älterer Hund oder eine verschmuste Katze können perfekt passen. Wir achten darauf, dass das Tier nicht unterfordert und der neue Besitzer nicht überfordert ist. Wer sich unsicher ist, kann sich gegebenenfalls auch zunächst als Pflegestelle anbieten und so testen, ob man dem Tier dauerhaft gerecht werden kann.
- Gibt es eine Absicherung für den Notfall?
Die Sorge, dass Herrchen oder Frauchen sich aus gesundheitlichen Gründen plötzlich nicht mehr um ihr geliebtes Haustier kümmern können, ist absolut verständlich und leider auch nicht allzu unrealistisch. Eine klare Absprache mit Familie oder Freunden kann hier Sicherheit schaffen, eventuell kann man sogar eine Vorsorge-Vereinbarung für den Notfall treffen. Ein erneuter Aufenthalt im Tierheim sollte dem Tier dabei aber natürlich möglichst erspart bleiben.
- Ist die Versorgung gewährleistet?
Wer körperliche Einschränkungen hat, könnte ein älteres Tier wählen, das keine langen Spaziergänge oder übermäßige Aktivität braucht. Auch ein kleines Haustier oder ein pflegeleichtes Tier wären eine gute Möglichkeit. Man sollte aber keinesfalls unterschätzen, dass gerade ältere Tiere häufig auch sehr pflegeintensiv sind und dass unter Umständen auch hohe Kosten anfallen können.
- Wie sieht die Wohnsituation aus?
Damit es passt, müssen je nach Tier gewisse Anforderungen erfüllt werden. Beispielsweise bei Hunden: Gibt es vielleicht einen Garten oder möglicherweise sehr viele Treppenstufen, bei Katzen: Soll das Tier Freigänger werden oder gibt es einen gesicherten Balkon? Sind Tiere in der Wohnung generell überhaupt erlaubt?
Wenn all diese Punkte geklärt sind, gibt es keinen Grund, warum ältere Menschen einem Tier aus dem Tierheim nicht ein genauso schönes Zuhause bieten können wie jüngere.
Warum ältere Menschen oft die perfekten Begleiter für unsere Tiere sind
Ein Haustier bereichert das Leben – das ist wissenschaftlich bewiesen. Tiere spenden Trost, schenken Struktur im Alltag und fördern die Gesundheit. Spaziergänge mit einem Hund an der der frischen Luft halten fit, während eine schnurrende Katze für Entspannung sorgt. Ältere Menschen haben oft mehr Zeit für ein Tier, können sich intensiver kümmern und genießen ihre Gesellschaft - ein perfektes Mittel gegen Einsamkeit.
Umgekehrt profitieren auch viele Tiere von der Fürsorge älterer Herrchen und Frauchen. Die Bedürfnisse eines alten Hundes ähneln oft denen eines älteren Menschen – beide lassen es lieber etwas ruhiger angehen, unternehmen lieber kurze Spaziergänge und möchten die Nähe eines tierischen/menschlichen Partners nicht missen. Ältere Hunde oder Katzen, die keinen Trubel mögen, fühlen sich bei einem ruhigen Menschen wohler als in einem hektischen Haushalt mit kleinen Kindern. Gerade ältere oder ängstliche Tiere blühen in einem sanften, strukturierten Umfeld regelrecht auf. Oft bekommen vor allem auch die Tiere, die im Tierheim sonst “übersehen” werden, so die Chance auf ein glückliches Zuhause.
Was spricht also dagegen, den Herbst des Lebens gemeinsam zu verbringen und sich gegenseitig vielleicht sogar noch viele glückliche Jahre zu schenken? Statt pauschale Grenzen zu setzen, sollten wir als Tierheim genau hinsehen, individuelle Lösungen finden und mit älteren Interessenten ins Gespräch gehen. Denn ein warmes, liebevolles Zuhause ist am Ende das, was wirklich zählt – und das kann in jedem Alter gegeben sein! Alter ist kein Hindernis für Liebe und Fürsorge, ganz im Gegenteil.